Also ich, als jemand, der regelmäßig mit Beinaheunfällen konfrontiert wird, bin stärker Verfechter für den Umstieg auf autonomes Fahren.
Vorgestern erst standen wir zu zweit fast parallel im Kreisverkehr, weil Anhalten bekanntlich optional ist. Dazu die Leute die Spurwechsel machen, während sie am Handy tippen und einem in die Seite fahren, mein letzter Unfall, weil jemand meinte, er müsste sich bei einer Straßenverengung noch durchdrücken, die Leute die beinahe täglich auf der eigenen Spur entgegenkommen weil ihr SUV angeblich Anspruch auf die ganze Straße hat, die Leute die einem zwanghaft auf dem Rangierplatz die Vorfahrt nehmen, weil sie darauf beharren, dass dort Rechts-Vor-Links gilt (gilt nicht auf Rangierplätzen und Parkplätzen). Ich kann den ganzen Tag aktuelle Beispiele aufzählen
Ok, ich muss zugeben, mir juckt es gerade in den Fingern ein langes Essay zum Thema schlechte Softwarequalität, Angreifbarkeit, “kaufen beim billigsten Anbieter” etc. pp. rauszuhauen, aber ich belasse es einfach mal dabei einen Blick in die lange Liste der katastrophalen Sicherheitslücken in Soft- wie Hardware der letzten ~10 Jahre zu empfehlen.
Hinreichend bekannt. Aber was wäre die Konsequenz?
Belassen wir alles, wie es jetzt schon ist (Sicherheit in der Entwicklung egal)? Treten wir bis in die Ewigkeit technologisch auf der Stelle, entwickeln nichts neues mehr, damit bloß keine neuen Lücken auftauchen? In zehn bis zwanzig Jahren keine leistungsfähigere und effizienteren Chips, alles bleibt so, wie es aktuell ist?
Oder überdenken wir den Prozess, wie aktuell Software geschrieben und Hardware entwickelt wird und stellen klare Anforderungen an deren Marktreife und Testung?
Diese Anforderungen musst du allerdings irgendwie durchgesetzt bekommen und das ist aktuell teilweise schwierig.
Ein Problem, dass ich sehe ist, dass die Systeme so komplex sind, dass nur noch wenige bis keine Menschen das System überhaupt verstehen. Dadurch kann man z.B. den Auditoren, die die Prozesse prüfen, alles erzählen, da diese es nicht mehr selbst verstehen können. Außerdem herrscht ein großer Druck Sachen zu verschleiern. Teilweise auf Unternehmensebene, aber auch auf Mitarbeiterebene. Es gibt hier eben sehr viele Einzelinteressen, die dazu führen, dass Sicherheitsvorkehrungen nicht ordentlich umgesetzt werden.
Größtes Problem ist sicherlich so etwas wie Updates, da diese gleichzeitig ausgerollt werden können.
Und Testen ist auch schwierig, da es nie möglich ist, alle Szenarien der Realität zu testen. Bei einem Update hast du z.B. die Probleme, dass es sehr viele Updatepfade verschiedener Versionen geben kann oder dass durch Rollbacks unbeachtete Zustände auftreten können. Gleichzeitig soll das Update aber natürlich schnell sein und von jeder Version auf jede geupdatet werden können. In der Realität werden solche “schwierigeren” (und das sind in der Realität leider schon schwierige Probleme, auch wenn sie auf den ersten Blick offensichtlich klingen) Probleme leider oft sehr gruselig behandelt.
Auf der anderen Seite sind Menschen beim fahren auch nicht perfekt. Hier muss man auf jeden Fall abwägen, was hier überwiegt.