Extremwetter nehmen zu und werden teurer. Der Klimatologe des größten Rückversicherers sagt: Nicht alle werden es sich künftig leisten können, ihr Haus zu versichern.
Manche Naturkatastrophen führen zu so großen Schäden, dass sie Versicherungen überlasten würden. Deswegen sichern sich diese bei sogenannten Rückversicherern ab – sie sind damit so etwas wie eine Versicherung für Versicherungen. Ernst Rauch arbeitet als Chef-Klimatologe bei der Munich Re, dem größten Rückversicherer weltweit.
Hat mich tatsaechlich ueberrascht das Interview. Grade bei nem Rueckversicherer hatte ich eine viel duestere Perspektive auf den Klimawandel und die damit verbundenen Auswirkungen auf Versicherungen erwartet.
Wir sind aber natuerlich nicht so stark betroffen von Extremwetter und wir bauen relativ gut und sicher.
Die Frage ist, ob irgendwann auch vor hat diese Lösungen umzusetzen.
Für die Versicherer ist die Lösung eben die Raten weiter zu erhöhen.
Die, gerade die Rückversicherer, arbeiten mit sehr großen statistischen Datensätzen und Vorhersagen und gerade die Rückversicherer haben sehr viel Kapital. Die Munich Re hatte 2022 21 Mrd. Eigenkapital und legt pro Jahr 2-3 Milliarden zurück.
Wenn die zu erwartenden Schäden um 20% pro Jahr zunehmen, dann wird eben die Rate um 20% gesteigert. Die normalen Versicherungen müssen rückversichert sein, also werden die das an ihre Kunden weitgerben. Und falls es für die meisten Kunden nicht mehr bezahlbar wird, sich zu versichern, dann hat man immer noch das Kapital, mit dem man wirtschaften kann.
Kurzum, den Versicherungen ist es letztlich egal. Eine Versicherung ist im Kern ein großer Haufen Geld, der verwaltet wird. Das Versicherungsgeschäft ist nur eine Einnahme- bzw. Ausgabenquelle.
Aber hat nicht allein das Ahrtal Hochwasser, was ja nur einen sehr kleinen Teil Deutschlands betroffen hat, bereits Schäden in Höhe von 30 Mrd. Euro verursacht?
Wieviele davon waren versichert? Ich meine, dass da dank Wahlkampf der Staat eingesprungen ist, weil viele nicht gegen Hochwasser versichert waren. Und die waren nicht versichert, weil sie keine Versicherung bekommen haben, oder die Prämien dem Risiko entsprachen.
Wenn die Versicherungen ordentlich wirtschaften, ist es egal, ob alle 100 oder alle 10 Jahre die Jahrhundertflut kommt. Dann werden die Raten angepasst, oder Risikoimmobilien einfach nicht mehr versichert.
Könnte nicht genau das auch Teil der, schmerzhaften aber notwendigen, Lösung sein? Ich denke, dass es leider Gebiete geben wird, in denen man nicht mehr wohnen sollte. Die Versicherer können hier zumindest vielleicht das richtige Signal setzen, weil sie ja, wie du sagst, eiskalt kalkulieren.
Von den 30 Milliarden war nur ein kleiner Teil versichert:
Und die Leute haben danach entweder von der Versicherung gesagt bekommen, dass sie in einem Hochrisikobereich wohnen für den es keine Versicherung gibt, nur eine extrem teure Versicherung gibt, oder sie nehmen das Risiko nicht ernst genug um sich zu versichern:
https://www.gdv.de/gdv/medien/medieninformationen/zwei-jahre-ahrtalflut-schadenregulierung-vom-wiederaufbau-tempo-abhaengig-137192
Dass sich die Gebiete in denen Versicherungsschutz bezahlbar ist bzw. überhaupt noch angeboten wird, verkleinern wenn durch den Klimawandel Extremwetter verstärkt auftreten ist halt auch eine Tatsache:
Es gibt daher Überlegungen eine Elementarversicherung zur Pflicht zu machen und gleichzeitig damit allen Versicherungschutz zu bieten, auch denen in hohen Klassen. Man kann sich vorstellen wer da dagegen ist.
https://www.tagesschau.de/wirtschaft/elementarversicherung-mpk-101.html
https://www.finanzen.de/news/kommt-die-pflichtversicherung-fuer-hausbesitzer-bundesrat-stimmt-zu